Donnerstag, 6. August 2009

Unbarmherzige Natur

ACHTUNG! Dieser Eintrag ist nichts für zarte Gemüter oder Hobby-Ornitologen! Ich habe diese Fotos gestern, im Sinne einer eigenen "Therapie" gemacht. Die Natur gab mir eine zweite Chance etwas über meine Katzen zu lernen.
Erst kam Gustav mittags vom Garten in die Küche und brachte mir eine junge Amsel, die in seinem Fang zappelte. Ich dachte nur noch dran, die arme süße kleine Amsel zu retten und jagte Gustav durchs Haus. Im Schlafzimmer bekam ich ihn zu fassen, öffnete seinen Fang, die Amsel flog durchs Zimmer, Gustav hinterher, bekam sie wieder zu schnappen, ich schrie: "Lass den Vogel los!" und schnappte Gustav mitsamt der Amsel, trug ihn in den Garten, öffnete wieder seinen Fang und die kleine Amsel konnte entkommen und flog (!) davon! Uff!!! Welche Aufregung. Ich hatte den kleinen Vogel "gerettet", mit welchen Verletzungen sie entkam, weiß ich nicht. Gustav auf jeden Fall schaute mich sehr sonderbar an. Kein Wunder - er brachte mir ein "Geschenk" und ich lobte ihn nicht mal, sondern war im Gegenteil noch entsetzt!
Ich nahm mir vor, beim nächsten Mal weniger vermenschlichend zu reagieren und zu akzeptieren, dass es nunmal in der Natur der Katze liegt, Vögel, Mäuse, Ratten zu fangen und zu TÖTEN. Punkt. Auch wenn mir das nicht gefällt.

Nicht mal 15 Minuten später gab mir Karlchen die Gelegenheit, die Theorie in die Praxis umzusetzen. Er erschien (wie oben zu sehen) mit einer noch lebenden Amsel. Ich schloss die Gartentüre und zählte innerlich - einundzwanzig, zweiundzwanzig - und ging raus. Da hatte er der Amsel schon das Genick gebrochen und so konnte ich beobachten, wie meine Tiere kommunizierten:

Jamie musste nachsehen, was Karlchen da brachte. Vermenschlichte Bildunterschrift: "Karlchen, das macht man aber nicht! Wir sind doch domestiziert! Für uns gibts feines Futter im Napf!"

"Schau mal, die aaaaarme kleine Amsel! Jetzt isse tot..." Jamie durfte an der Beute schnuffeln, Joker durfte auch mal nachsehen...

... beide Hunde hatten aber kein Interesse, die Amsel weg zu tragen, oder mit ihr zu spielen, oder sie gar zu fressen. Gustav hingegen, wollte die Beute gerne teilen, was Karlchen mit Fauchen und Gebrumme zu verhindern wusste:

"Mach dich vom Acker, Junge! Die Beute gehört MIR!"

"Mist! Und ich hatte auch so ne schöne Amsel und durfte sie nicht behalten..."

"Jippiyeah - ich hab dich!"

Eine halbe Stunde lang vollführte Karlchen die kühnsten Sprünge und "spielte" mit der Amsel. Gefressen hat er sie eigentlich nicht. Nur ein bisschen dran rumgekaut. Seinem Selbstbewusstsein hat dieser Beuteerfolg auf jeden Fall gut getan. Er lief den Tag über durch den Garten wie der big Boss.
Seither ist (gott sei Dank) Ruhe...
Ich könnte das Vogelfangen verhindern, indem ich den Katzen ein Halsband mit Glöckchen umbinden würde. Halsbänder sind gefährlich, weil die Katzen am Gestrüpp hängen bleiben und sich verletzen können oder sie verlieren die Dinger sowieso gleich.
Das Gebimmel nervt Tier und Mensch - ich habe doch nicht den Weihnachtsmann im Garten...
Und es gehört nunmal zur Natur der Katze, Vögel zu fangen. Wie soll ich meinen Katern klar machen, dass Mäuse und Ratten prima Beute sind, weil eine Überpopulation in Haus und Garten Probleme bereitet, mir Vögel aber leid tun, weil sie so schön singen und die Insekten fressen???

Ich habe mich entschieden, zu beobachten, wie hoch die Vogelmordrate in unserem Garten liegen wird und hoffe, dass es sich relativ verhalten wird.
Gustav hat jedenfalls noch eine Amsel gut :-)

Karlchen ist ein glücklicher Kater!

Keine Kommentare: